TOWARZYSTWO  ŚWIĘTEGO  MARKA  W  SYCOWIE

 Małgorzata und Stanisław Kozłowski
    Towarzystwo Świętego Marka w Sycowie
    St.Markus-Gesellschaft in Syców
    ůbersetz : Regina Zielnica


KRZYSZTOF  ZIELNICA  (1936-2012) – Erinnerungen



Ich kenne meine Zukunft, da ich Vergangenheit bin.
                      (Verfasser unbekannt)



 

Am 11. Juli 1936 erblickte in Wijewo bei Wschowa, das damals der Posener Woiwodschaft angehörte, nach Zbigniew dem Erstgeborenen der Eheleute Stanisław und Helena Zielnica nun der vier Jahre jüngere Krzysztof Bernard das Licht der Welt. In den folgenden Jahren kam weiterer Familienzuwachs: die Geschwister Bogumił und Edmund. Im Gedächtnis des vierjährigen Krzysztof setzte sich eine dramatische Erinnerung fest. Es war das Jahr 1940, als deutsche Gendarme ins Haus der Familie eindrangen und den Vater verhafteten. Stanisław Zielnica kam ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Er überlebte das KZ, wie er selbst oft wiederholte, nur dank seines Berufes. Als Ofensetzer nahm man ihn oft zu Reparatur- und Umbauarbeiten mit in die Häuser der Aufsichtsleute.

 

K. Zielnica besuchte in den Jahren 1945-1950 die Grundschule in Wijewo und Brenno. Nach dem Grundschulabschluss im Jahr 1950 lernte er an der Allgemeinbildenden Oberschule in Wschowa weiter, wo er 1954 das Abitur ablegte und bestand. Im Anschluss daran begann er an der Posener Wirtschaftsakademie zu studieren, was er 1956 jedoch zugunsten seiner Vorliebe für Philologie und Geschichte . Daraufhin begab er sich nach Wrocław, um dort die Ausbildung zum Polnischlehrer abzuschließen (1956-1958). In den Jahren 1959-1964 studierte er am Institut für Philosophie und Geschichte der Universität Wrocław Ethnographie und Ethnologie. Mit der Zeit konzentrierte er sein Interesse immer mehr auf die Fragen Afrikas. Seine Forschungsergebnisse stellte er 1964 unter Leitung von Professor Józef Gajek in seiner Magisterarbeit “Der ethnische Hintergrund der inneren Probleme Ghanas” vor. Während seines Promotionsstudiums (1964-1969) vertiefte er sich weiter in diese Thematik, entwickelte sie weiter. Die Promotionsschrift “Entwicklung eines ethnischen Bewusstseins im Stamm der Ewe (Grenzgebiet von Ghana, Togo, Dahomeju) vor dem Hintergrund der bestehenden ethnischen und kulturellen Strukturen” verteidigte er 1973, und damit wurde seine Arbeit mit dem Doktortitel gewürdigt. 1976 wurden zwei bedeutende Schriften veröffentlicht: die erwähnte Doktorarbeit, herausgegeben vom Verlag der Universität Wrocław, und in den Acta Ethnologica et Linguistica Nr.38 vom  Institut für Ethnologie der Universität Wien die umfangreiche bibliographische Sammlung “Bibliographie der Ewe in Westafrika”. Im selben Jahr begibt sich K. Zielnica auf die Reise seines Lebens, indem er nach Westafrika auf Expedition geht. Genaues Reiseziel und vorrübergehendes Zuhause wurden die Länder, die Gegenstand seiner ethnographischen und ethnologischen Forschung waren: Ghana, Togo, Burkina Faso, Mali und die Elfenbeinküste. Der Aufenthalt in Afrika zeigte Früchte in Form einer reichen Sammlung an gedrucktem Forschungsmaterial, das sich unter Afrikanisten eines hohen Bekanntheitsgrades erfreut, sowie handschriftlicher Notizen, die noch darauf warten, Tageslicht zu sehen. Hauptsächlich betreffen sie Studien der Geisteskultur afrikanischer Stämme, ihres Glaubens, ihrer Vorstellungen, Redewendungen und Sagen. Der ehemalige langjährige Botschafter der Volksrepublik Polen in Tansania und Angola Eugeniusz Rzewuski vom Lehrstuhl für Sprachen und Kulturen Afrikas der Universität Warschau erinnert sich Ende Juli diesen Jahres: Ich weiß noch genau, wie an der Universität Warschau unter der Leitung von Professor Stefan Strelcyn der Studiengang Afrikanistik entstand, der Zentralkatalog dafür aufgebaut wurde und bei der Bibliothek eine Unmenge an  Karteikarten von Herrn Krzysztof Zielnica aus Wrocław einging. Das war in den 60er Jahren. Als Afrikanist und auf den Lebenslauf schauend auch Breslauer erinnere ich mich, dass man in dieser Stadt (Breslau) vor allem zwei Namen mit der Afrikaforschung verbindet – Krzysztof Zielnica, Forscher der Ewe und Stefan Szolc, der vielleicht schon im Gymnasium von einer Expedition nach Afrika träumte … ?

 


  Aula Leopoldina 1973 - festliche Verleihung des Doktortitels. Oben von links : Romanina Hołubecka,
Ehefrau Aleksandra , Krzysztof Zielnica, seine Eltern Stanisław und Helena Zielnica. Unten die gemeinsamen Kinder Bogodar und Justyna



Viele Jahre recherchierte K. Zielnica über Stefan Szolc-Rogoziński (1861-1896). Seine Materialsammlung erstaunt durch Zahl und Vielfalt und wirft Licht auf das Leben dieses außergewöhnlichen, zu Unrecht vergessenen und unterschätzten polnischen Weltenbummlers und zugleich Phantasten, der die Welt entdeckte – für Polen insbesondere Kamerun. Erinnern wir uns nur kurz an eines seiner Postulate, an seine utopische Idee eines neuen polnischen Staates im afrikanischen Kamerun. Und das alles nur wegen unserer unglücklichen Lage zwischen zwei expansionshungrigen Riesenmächten …
Eine solche lokale Staatsverlagerung ohne Gleichen sollte im Zuge der Kolonialisierung dieses Teiles Afrikas dem schicksalgeplagten und von den Russen wie Preußen verfolgten polnischen Volke Erlösung bringen. Egal, wie man diese Frage nun betrachten mag, so verdient das Werk des Globetrotters und großartigen Afrikanisten mehr Aufmerksamkeit und einer eingehenden Studie.

 



  Ghana 1976  – Krzysztof  Zielnica mit Kindern des Stammes Ewe


In den Jahren 1973-76 arbeitete K. Zielnica als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Polnischen Ethnographischen Atlas IHKM der Polnischen Akademie für Wissenschaften in Breslau, wo er ethnographisch-kartographische Arbeiten im Bereich der materiellen und geistigen Kultur Polens ausführte. Nach der Rückkehr aus Afrika hatte er Probleme, eine neue Festanstellung zu finden, was darauf zurückzuführen war, dass er trotz fehlender Genehmigung seitens der damaligen polnischen Behörden mit den Deutschen auf Expedition nach Afrika gegangen war. 




          
Publikationen aus dem Jahr 1976. – verlegt von der  Universität Breslau und von der Universität Wien


Von 1977 bis 1993 war er am Institut für Philosophie, Soziologie und Logik als wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter fest angestellt. Einen unbezahlten Urlaub in Anspruch nehmend ging er 1980 für ein Jahr als Gastprofessor nach Berlin ans Wissenschaftskolleg, wo er mit der Arbeit an der Monographie über Alexander von Humboldts Beziehung zum polnischen Staat und zu den Polen begann.
“Alexander von Humboldt in der polnischen Literatur” enthält eine umfangreiche Bibliographie sowie einen ausführlichen Kommentar zur Gegenstandsliteratur und wurde 1989 vom Dietrich Reimer Verlag Berlin herausgegeben. Die Monographie selbst, welcher der Autor 20 Jahre seiner Forschungsarbeit und schriftstellerischen Tätigkeit widmete, erschien 2004: “Polonica bei Alexander von Humboldt. Ein Beitrag zu den deutsch-polnischen Wissenschaftsbeziehungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts”. Herausgegeben wurde sie von der Akademie der Wissenschaften in Berlin, mit der der Autor schon viele Jahre zusammengearbeitet hatte, unter anderem hatte er schon zahlreiche Beiträge veröffentlicht und Vorträge gehalten. Prof. Dr. Marek Zybura rezensierte das Buch und schrieb unter anderem: “Die aus der Feder des Breslauer Humboldtforschers stammende Monographie “Polonica bei Alexander von Humboldt” ist ein wichtiger und notwendiger Beitrag, denn der Autor füllt damit eine klaffende Lücke in der Humboldtforschung, welche der bis dato unbearbeitete polnische Lebens- und Schaffenskontext des deutschen Gelehrten darstellte. Indem der Verfasser die polnischen Pfade im Lebenslauf und Schaffen Alexanders von Humboldt rekonstruierte und erläuterte, leistete er mit der weitreichenden Quellensuche in zahlreichen polnischen und ausländischen Archiven eine beachtliche Forschungsarbeit. Damit gelang es ihm, ausdrucksvoll und überzeugend zu verdeutlichen, wie vielfältig Humboldts Bezug zu Polen gewesen war; näher gebracht werden dem modernen Leser seine Polenreisen, sein Interesse für unser Land sowie seine Bekanntschaft und Freundschaft zu Akademikern und Künstlern, die Humboldt nicht nur auf allen drei Teilungsgebieten, sondern auch unter polnischen Emigranten in Frankreich und unter polnischen Verbannten im asiatischen Russland knüpfte.

 



                  
Opus magnum von Krzysztof Zielnica „Polonica bei Alexander von Humboldt” und die Gegenstandsliteratur


So wie diese Tatsachen in der Humboldtforschung bis dahin unbekannt waren, so war den Forschern deutsch-polnischer Kulturgesellschaften nicht bewusst, wie sehr sich der deutsche Gelehrte für polnische Angelegenheiten einsetzte, sei es am russischen Hofe, wo er sich für polnische Verbannte aussprach, oder sei es am preußischen Hofe, wo sein Einsatz ebenfalls politschen Charakter annahm und sich auf das Widerstandsmilieau bezog. Es ist klar festzuhalten, dass die Monographie von K. Zielnica als wissenschaftliches Ereignis höchste Anerkennung verdient, schaut man dabei auf die hervorragende meritorisch-methodologische Seite, den erreichten Forschungsstand und die politisch-kulturelle Bedeutung. Allein die Annahme und Herausgabe der Monographie durch den Akademieverlag sind ein sichtlicher Beweis dafür, dass sie selbst in Deutschland hoch geschätzt wird”.
Prof. Dr. Eberhard Knobloch von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften äußerte sich dazu mit den Worten:  “Es ist als Glücksfall anzusehen, dass sich ein polnischer Gelehrter mit so guten Deutsch- und Französischkenntnissen an die Herkulesaufgabe herangewagt hat. Zweifelsohne verdient die Monographie höchste Anerkennung und wird in der Wissenschaftsliteratur für lange Zeit einen erstrangigen Platz einnehmen. Die Arbeitsstelle der Alexander-von-Humboldt-Forschung an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften freut sich voller Stolz, dass sie Herrn Zielnica beim Abschluss und bei der Herausgabe seines Werkes behilflich sein konnte”.
Für das obige Buch, das sowohl in inländischen als auch ausländischen Rezensionen hoch gelobt wird, wurde der Autor im Jahr 2005 vom Minister für Bildung ausgezeichnet.

 


 
2. Dezember 2005 r. – im Alexander- von- Humboldt-Institut in Berlin



Nach 9 Jahren Arbeit als wissenschaftlich-didaktischer Bibliothekar in der deutschsprachigen Abteilung der Universitätsbibliothek (1993-2001) geht K. Zielnica verdient in Rente.  
Sein Interesse für Regionalgeschichte, dass ihn zeitlebens mit unterschiedlicher Intensität begleitete, betreffen ethnische, historische, konfessionelle und sprachliche Aspekte des schlesisch-großpolnischen Grenzgebietes mit besonderem Augenmerk auf die Geschichte des Landkreises Syców (Grosswartenberg). Seinen Bezug zu Syców, der sich ab 1956 entwickelte, verdankt er seiner Frau Aleksandra Zielnica, geborene Hołubecka, die aus Wielowieś bei Syców stammte und während des Studiums in sein Leben trat.
Nach einer Anegdote begann die Trauung, die am 31.12.1961 in der Peter-und-Paul-Kirche in Syców stattfand damit, dass der Schleier der Braut Feuer fing. Bald darauf zieht das junge Ehepaar zu den Eltern in Wielowieś und beide treten an örtlichen Schulen ihre Arbeit als Lehrer an. Während ihres zweijährigen Aufenthaltes in Syców (1963-1965) kommt am 22.08.1964 Sohn Bogodar zur Welt und am 3.09.1966 Tochter Justyna. Krzysztofs Verpflichtungen der Hochschule gegenüber und die Notwendigkeit, das Doktorat an der Universität Wrocław abzuschließen, bewegt die Familie jedoch dazu, nach Wrocław zurückzukehren. Sie wohnen in Genossenschaftswohnungen, aufeinanderfolgend in den Straßen Górnickiego, Lompy und Komandorska, und 1990 ziehen sie dann in ihr eigenes Haus in der Stolarska-Straße.
Unter den erstaunlich vielen spannenden Details in der Biographie von K. Zielnica wollen wir auf ein paar von ihnen kurz eingehen, insbesondere auf die, die mit Syców in Verbindung stehen. Aleksandra Zielnica erinnert sich an die damalige Zeit: „Krzysztof nahm im September 1964 als junger Vater des kleinen Bogodar und mit dem Magisterabschluss in Ethnographie und Ethnologie, den er am Institut für Philosophie und Geschichte der Universität Wrocław gemacht hatte,  seine Arbeit an der Oberschule in Syców auf. Für den Anfang war es noch keine volle Lehrstelle. Man bot ihm das Fach Einführung in die Philosophie mit Focus auf den wissenschaftlichen Materialismus an. Im Rahmen dieses Faches versuchte er, möglichst auch Wissen über die neueste Geschichte des alten deutsch-polnischen Grenzgebietes einzuschleusen und nachhaltig zu vermitteln. Besonderen Wert legte er auf die Regionalgeschichte und die bedeutenden Persönlichkeiten der Umgebung: die Pastoren Robert Fiedler und Jerzy Badura sowie die katholischen Pfarrer Wincenty Rudy, Marcin Pancherz und Tomasz Gabriel. Und in dieser Reihe durfte natürlich Joseph Franzkowski, der Autor eines fundamentalen Werkes über die Region nicht fehlen. Mein Mann war zur damaligen Zeit Mitglied des Freundeskreises Towarzystwo Miłośników Sycowa und bald darauf Mitgründer des Freundeskreises Towarzystwo Miłośników Międzyborza. Die Bekanntschaft mit vielen Leuten wie dem geistreichen und einige Sprachen beherrschenden Lehrer Adam Zielke sowie die freundschaftliche Beziehung zu den Pfarrern und dem Probst von Dziadowa Kłoda  Franciszek Wittek machten den Weg frei für wertvolle Gespräche, deren Inhalt nichts anderes als eine mündliche Überlieferung der neuesten Geschichte von Syców und Umgebung war. Von Krzysztofs Interesse und Engagement zeugt auch die Tatsache, dass die ältesten Porzellangrabsteine aus Dziadowa Kłoda vor der Zerstörung, wie es auf anderen Friedhöfen leider der Fall war, bewahrt werden konnten, denn nur dank seiner Bemühungen kamen sie ins Museum der Diözese Wrocław. Noch während des Studiums setzte er sich auch dafür ein, dass das Dorf Dziadowa Kłoda im Juli 1961 in eine Studie des Lehrstuhls für polnische Ethnographie der Universität Wrocław mitaufgenommen wird, deren Gegenstand die Adaptationsprozesse unter der niederschlesischen Bevölkerung war.”
Hinzuzufügen ist, dass auch Krzysztofs Frau Aleksandra (ebenfalls Ethnographin), die Leidenschaft ihres Mannes für Syców teilt und seit Jahren die Wege und Irrwege des alten Landkreises Syców verfolgt, indem sie Zeitzeugen zu bedeutenden Ereignissen befragt.  
Das über viele Jahre angesammelte Wissen konnte erst nach der Pensionierung und damit in den letzten 15 Lebensjahren erst so recht reaktiviert und verarbeitet werden. Im für uns interessantesten Zeitraum, wir nennen ihn mal “Gross Wartenberger Zeitraum”, erstellte er die Broschüre über den Markusberg “Święty Marek – sycowska Częstochowa”, die von der Markusgesellschaft in Syców (Towarzystwo św. Marka w Sycowie) herausgegeben wurde. Im März 2002 war er selbst an der Gründung der Gesellschaft beteiligt gewesen und hatte ab da intensiv der Erstellung von Biogrammen für die großen Persönlichkeiten von Syców gewidmet, die in die geplante Enzyklopädie über die bedeutenden Bürger der Stadt “Mała Encyklopedia Wielkich Sycowian” aufgenommen werden sollen.
K. Zielnica publizierte eine Reihe wichtiger Beiträge, u.a. in der Quartalsschrift für Geschichte der Universität Wrocław “Sobótka”:  “Pamiętny styczeń” oder “Oni tu byli przed nami”, in der Lokalpresse: “Były sobie zamki…”, in „Zeszyty Historyczne Muzeum Regionalnego w Sycowie”, in „Kwartalnik Powiatu Oleśnickiego” und in  ausländischen Zeitschriften.

 



Auf diesem Foto von links: Prinz Johann Ernst Biron von Curland und Dr. Krzysztof Zielnica. Bei den Begegnungen in Syców und Wrocław fanden die beiden Herren immer interessante Gesprächsthemen.



Seit der Kontaktaufnahme mit Prinz Ernst Johann Biron von Curland korrespondierte K. Zielnica regelmäßig mit ihm, und als dem Prinzen am 26. Oktober 2007 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Syców verliehen wurde, hielt er auf Deutsch die Laudatio zu seinen Ehren.
Als ehemaliger Mitarbeiter der Universitätsbibliothek und Mitglied der Markusgesellschaft in Syców widmete sich K. Zielnica zusammen mit Stanisław Kozłowski und Adam Kocjan der Digitalisierung der historischen Zeitung “Großwartenberger Stadt- und Kreisbote”, die in der Zeit zwischen 1848 und 1942 erschien. Dank der Umsetzung dieses aufwendigen Projektes erhielten Hitoriker und Regionalisten einen leichten Zugang zu der wertvollen Quelle, die Auskunft über die Geschichte der Region gibt. Letztendlich wurden immerhin einige Tausend Seiten der historischen Zeitung, die wortwörtlich schon zu Staub zerfällt, auf elektronische Datenträger übertragen und kann so für die Nachkommen erhalten bleiben.

 



  2002: Deutschsprachige Lesung über die Prinzessin Francoise Biron von Curland im Regionalmuseum in Syców.


Das Jahr 2010 brachte den Eheleuten Aleksandra und Krzysztof Zielnica die verdiente Ehrenbürgerschaft der Stadt und Gemeinde Syców.

 


 
4. November 2010: Eheleute Zielnica unter den Ehrenbürgern der Stadt Syców


Im darauffolgenden Jahr sind sie mit dem Schreiben des Buches „Był taki czas. Pogranicze polsko-niemieckie (Syców – Kępno – Ostrzeszów)” über das deutsch-polnische Grenzgebiet (Groß Wartenberg, Kempen und Schildberg).
Finis coronat opus!  Ein umfangreiches Werk, das über 500 Seiten zählt, und Frucht zehnjähriger emsiger Arbeit ist. Um es mit den einfachen Worten der Leserin Elżbieta Kozłowska aus Wrocław auszudrücken: “(…) beinahe wie das Epos Pan Tadeusz, nur eben aus Syców …” Wahrlich treffend formuliert, vor dem Hintergrund der verschiedensten Lebenswege der Einzelnen, die in den Wirren des allmächtigen Weltgeschehens ihrem jeweiligen Schicksal ausgeliefert waren. Mit Sicherheit wird es noch eingehendere Auswertungen des Buches und wertende Urteile geben, und zweifelsohne wird es interessant sein zu beobachten, wie die Meinungen und Sichtweisen der Leser, die in diesem Falle wohl durch ihre Zugehörigkeit zur jeweiligen gesellschaftlichen und ethnischen Gruppe im alten Grenzgebiet bedingt sind, wohl ausfallen werden. Das Buch wurde 2011 von Centrum Kultury und Towarzystwo Świętego Marka in Syców herausgegeben und war blitzschnell vergriffen, was nicht zuletzt vom Bedarf an solchen identitätsfördernden Büchern zeugen dürfte. Professor Krystyn Matwijowski von der Universität Wrocław hat schon Recht, wenn er in der schlesischen Quartalsschrift für Geschichte “Sobótka” (Jahrgang 2012, Nr. 1, S. 135) schreibt: “Nach fast 10 Jahren aufwendiger Recherche- und Schreibarbeit der beiden Forscher liegt uns nun ein großartiges Werk von über 500 Seiten vor, das über viele Jahrzehnte nicht an Wert verlieren wird. Das im Buch wiedergegebene Grundbild von den Verhältnissen im alten deutsch-polnischen Grenzgebiet werden auch weitere Untersuchungen kaum ändern.”

 


 
Bei der Buchpräsentation und Ausstellungseröffnung überreicht die Leiterin des Museums für Ethnographie Elżbieta Berendt den Eheleuten Zielnica Blumen.


Das erste offizielle Autorentreffen und Präsentation des Buches “Był taki czas... Pogranicze polsko-niemieckie (Syców – Kępno – Ostrzeszów)” fand am 9. September 2011 im Regionalmuseum in Syców statt, eine Woche später am 16. September dann ein weiteres im Museum für Ethnographie in Wrocław. Das Buch sowie das Erscheinen seiner Autoren ergänzte die Eröffnung der Ausstellung über Syców im schlesisch-großpolnischen Grenzgebiet, bei der neben den Europäischen Tagen des Kulturerbes 2011 auch die im Buch angesprochene Thematik auf dem Programm stand.  K. Zielnica war trotz bereits fortgeschrittener Krankheit an der Entwicklung des Ausstellungskonzeptes und an der Eröffnungsveranstaltung selbst aktiv beteiligt.
Zeitlebens sammelte K. Zielnica Unterlagen, handschriftliche Notizen, Autopsieberichte der lokalen Friedhöfe, Recherchematerial, Fotos und Mikrofilme, die nunmehr  darauf warten, ausgewertet zu werden, und im Grunde genommen ein enormes Kapital darstellen, dessen Wert nicht nur in der potenziellen Materialauswertung liegt, sondern auch darin, dass es uns einen Einblick in die solide Methodologie dieses Ethnographen und Ethnologen ermöglicht. Nicht zuletzt ist es zudem bewegendes Zeugnis der Hingabe für die Forschung und des außergewöhnlichen Lebenswerkes eines Menschen, der unermüdlich seinen irdischen Weg ging. In Krzysztof Zielnica sieht man klar und deutlich die zwei Flügel ratio et fides, Vernunft und Glaube in einer Person vereint. Die menschlichen Dinge und die Angelegenheiten der Heimat betrachtete er mit sensiblem Herzen. Er war ein Mensch der Verständigung und des Kompromisses. Vielleicht klingt es übertrieben gefühlsbetont, aber es ist eben wahr und nur  adequat, wenn man sagt: Er forschte, um zu lieben, und liebte, um zu verstehen.  Ihn kennzeichnete eine mit Ironie oder sardonischem Witz gemischte stoische und affirmative Haltung gegenüber dem so genannten grauen Alltag, der seine göttliche Dimension vor dem besonnenen und wachen Geist am Ende doch nicht zu verstecken vermag … Als Ehemann und Familienvater war er warmherzig und überaus einfühlsam, ein durchweg wohlwollender Mensch, der in der Lage war, sich über die kleinen Dinge im Leben zu freuen und im Wohle anderer auch ein Stück seines eigenen und familiären Glückes zu sehen. Sein reger Briefwechsel mit Koryfäen aus Weltwissenschaft und -kultur wie Karl Dedecius, Hunderte seiner Briefe sind wahre Meisterstücke der Briefkunst, was ihm als hervorragender Stilist meisterhaft gelang. Dazu seine Manier, alles zu sammeln und bis ins kleinste Detail festzuhalten: unzählige Karteikärtchen, Kataloge, Listen, Zettel in Heftern, Hefter in Mappen, Mappen in Ordnern und so weiter und so fort – auf den ersten Blick wie ein Labyrinth, in dem man sich aber nicht verlaufen soll. Alles abgeheftet, gebunden, sortiert und gebrauchsfertig … Da kann man nur sagen: Serva ordinem et ordo te servabit! Diene der Ordnung, und die Ordnung wird Dir dienen – eine Maxime, die von den christlichen Asketen und besonders vom Heiligen Bernhard von Clairvaux gern zitiert wurde. Nomen est omen? Krzysztofs zweiter Name war immerhin auch Bernard …
Möchte man wagen, für das Werk von K. Zielnica eine allegorische Metapher zu finden, so kommt einem und vor allem allen, die ihn näher kennenlernen durften, etwas Simples aber  einzig Treffendes in den Sinn: eine Brücke. Beides sind Konstrukte, die verbinden und es erlauben, auf die andere Seite zu gelangen – oft fremd und geheimnisvoll.  Sie verschieben die Grenzen des Unbekannten, verhindern den Rückschritt, ermöglichen ein Vorankommen. Im Endeffekt beugen sie den Folgen von Unwissenheit und Unkenntnis vor. Es kann also kein Zufall sein, dass dieses poetische Motiv auch in Krzysztofs Wirklichkeit als durchaus materielles Exemplar einen festen Platz hatte. Für ihn war es die einst strategisch wichtige, seit 1920 berühmte Grenzbrücke über dem Fluss Polska Woda zwischen Polen und Deutschland, heute zwischen Niwki Kraszowskie und Niwki Książęce. Seine Frau Aleksandra meinte einmal: “Und was die Brücke angeht, verweise ich auf das Unterkapitel unseres Buches "Najsłynniejszy mostek Europy" (Die berühmteste Brücke Europas, S. 32), wo er schreibt: ‘Es war erstaunlich, wie nach der Grenzziehung im Jahr 1920 Gelehrte und Parlamentarier von den Universitäten aus Amerika, Ungarn, England, Frankreich und Italien, deutsche Wissenschaftler und Propagandisten jedweder Couleur an jene Brücke kamen’, doch er selbst hatte nicht mehr die Kraft, an diese Brücke zu gehen. Sie war für ihn schon unerreichbar weit. Jetzt schaut er sicher von oben auf sie herab …” Es heißt, die Welt sei ein globales Dorf. Wenn das stimmt, dann steckt auch in jedem Dorf die Welt! Wie man sieht, verstand K. Zielnica diesen Kasus wie kaum jemand.




2003 auf dem Markusberg: Eheleute Zielnica mit  Jerzy Furmanek und den Eheleuten Kozłowski



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Einige Wochen nach seinem Verscheiden am 1. Mai 2012 sehen wir immer deutlicher, wie viele Brücken dieser Humanist und Wissenschaftler im Laufe seines Lebens tatsächlich gebaut hat. Brücken zwischen Europa und Afrika, solide Brücken über dem Abgrund absurder deutsch-polnischer Agressionen, unmoralischer und egoistischer Haltungen, degenerierender Dummheit und Gemeinheit und vor allem über der Schlucht eines fehlenden historischen Gedächtinisses und mangelnder Liebe zur Heimat. Das Erbe, das der aus Wijewo stammende Bürger der Stadt Wrocław mit der Wahlheimat Syców und Ehrenbürger der Stadt Syców hinterlässt, verpflichtet. In unserer Erinnerung ist und bleibt er ein Mensch, der sich durch sein stark ausgeprägtes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein auszeichnete und für den persönliche, familiäre und öffentliche Angelegenheiten denselben Stellenwert einnahmen.  Dabei war er eigentlich überaus bescheiden, steckte meist in seinen Büchern und in seiner Gedankenwelt, etwas abseits vom prosaischen und manchmal grausamen Alltag. Schließlich hatte er auch viel Wichtigeres im Kopf … Er mochte es nicht, wenn um ihn herum viel Wind gemacht wurde, und blieb seinen Prinzipien immer treu.
So wie er Titel und Ehren eigentlich verdient hätte, so machte er aus dem Wettrennen um so gar nichts. Für vermeintlich größeren Ruhm, mehr Aufmerksamkeit und Geld ging er keine Kompromisse ein. Er entschied sich für Syców und den Markusberg, die ihn wohl deshalb auch liebgewonnen haben. Nach der Mühe des Lebens und seinem letzten Willen entsprechend fand er hier am 5. Mai 2012 neben Joseph Franzkowski seine letzte Ruhe, an einem religiösen traditionsreichen Ort, mitten im Herzen dieses Stückchen Erdes.

 


 
  Häusliches Idyll mit Hundedame Pufcia


Es bedarf wohl noch einige Zeit, um sein Gesamtwerk voll und ganz zu erfassen und zu erkennen, mit was für einem großen Menschen wir zu tun hatten. Wir, die wir das Glück hatten, ihm auf unserem Lebensweg zu begegnen, sind überzeugt davon, dass in diesem Fall Saat auf fruchtbaren Boden fiel und ein Vielfaches an Ertrag bringen wird.